Kirche

Die Kirche zu Ellingshausen

Die Pfarrei Ellingshausen war ursprünglich ein Filial von Meiningen, wurde jedoch noch während des Mittelalters selbständig und der Inspection von Bibra unterstellt. 1539 hatte Damian v. Herda einen lutherischen Geistlichen zu Ellingshausen predigen lassen; der Ortspfarrer blieb indessen dem alten Bekenntnis treu, wie denn überhaupt hier erst 1573 der katholische Ritus gänzlich beseitigt wurde. Bei der Einführung der Reformation war Ellingshausen zum Decanat Kühndorf geschlagen worden; nach dem dreissigjährigen Kriege, in dem unter anderem auch das Pfarrgebäude völlig zerstört wurde, kam es jedoch in kirchlichen Verband zunächst mit Ober-, dann mit Untermassfeld. Das Patronat, welches ehedem den Gutsherren zustand, ging zu Anfang des 17. Jahrhunderts an die Landesherrschaft über.

Die Kirche, mit adliger Erbbegräbnissstätte, wurde 1775 neu gebaut. Das älteste Wohnhaus trägt die Jahreszahl der Erbauung 1604 über der Pforte. Der Schulbau fällt ins Jahr 1868.

Schloss und befestigter Kirchhügel in Ellingshausen

Die Kirche liegt dicht neben dem Schloss, auf derselben Bodenerhebung, welche etwa 5 m über dem Wasserspiegel der dort vorüberfliessenden Hasel aufsteigt. Der Kirchhügel bildete mit seiner grossentheils wohlerhaltenen Ringmauer eine Burg, auf welcher wahrscheinlich in den Jahrhunderten des Mittelalters die älteste Kemenate der Herren des Dorfes gestanden hat. Die etwa 4 m hohe Ringmauer ist an der Wasserseite halbkreisförmig um den Kirchhügel herumgeführt. Die Ringmauer ist 11/4 m dick. Von der ehemaligen Brustwehr der Ringmauer ist noch an einem der Gaden die Verzahnung des Steinverbandes erhalten. Danach war die Brustwehr etwa 1 m hoch. Der Hügel war wahrscheinlich ehemals fast ganz mit einem Graben umgeben, der durch den Haselfluss mit Wasser gefüllt wurde. Die Lage des Kirchhügels und des daneben liegenden Schlosses stellt unsere Abbildung dar. Durch die hohe Lage muss der Kirchhügel auch bei Ueberschwemmungen für die Bewohner des Dorfes eine sichere Zuflucht geboten haben. Noch aus dem Jahre 1607 wird von „einer Verwüstung durch grosse Gewässer“ berichtet. Ein grosser Gaden steht östlich vom Chor der Kirche, ein anderer Gaden gegenüber der Südmauer der Kirche. Einige Keller sind in den Kirchhügel hineingebaut. Ein besonders grosser Keller liegt unterhalb der Gräber des Friedhofes.

Die jetzige Kirche ist im Jahre 1775 erbaut. Die Jahreszahl steht an zwei Stellen der Westfassade, über der Kirchthür und über dem dort befindlichen grossen Fenster. Künstlerische Formen aus älterer Zeit sind an dem Mauerwerk der Kirche nirgends zu erkennen. Welche Gestalt die Kirche vorher hatte, ist daher nicht mehr festzustellen, doch aus den grossen und zum Theil sehr reichen Grabdenkmälern aus dem 16. und 17. Jahrhundert wird man den Schluss ziehen dürfen, dass auch vor der Erbauung der jetzigen Kirche eine solche mit massiven Steinwänden an derselben Stelle gestanden hat. Die alten Mauern, an welchen die Grabdenkmäler stehen, sind wahrscheinlich bei dem Bau der neuen Kirche verwendet worden. Allerdings kann ein Teil der auch schon in der Burgkapelle des ältesten Schlossthurmes gestanden haben, Raum dafür würden die Wände der Burgkapelle wohl geboten haben (siehe unten in dem Abschnitt: Das Schloss). Der Bau ist im Aeusseren fast kunstlos. Auch das Innere ist nur wegen der reichen, schönen Grabdenkmäler von künstlerischem Interesse. Der Hauptraum ist ein rechteckiger Saal mit flacher Holzdecke, von allen Seiten mit Emporen umgeben. Der Altarraum ist rechteckig. Das Holzwerk der Kirche, namentlich der Aufbau hinter dem Altar, ist mit derb gearbeiteten Roccocoschnitzereien verziert, welche in wenig künstlerischer Weise auf die Bretter und Balken des Holzwerkes aufgenagelt sind. Die geschnitzten Ornamente sind aus hellem Holz, welches gegen die dunkeln Bretter und Balken grell absticht. Nur die Wangen des Kirchengestühls sind aus vollem Holz, ebenfalls im Roccocostil, geschnitzt.

Die Orgel ist im Barockstil in sehr einfachen Formen geschnitzt. Sie stammt aus der Schlosskirche in Meiningen. Das Innere der Kirche ist im Jahre 1899 ausgebessert.

Aussen, an der Nordseite der Kirche, ist die Familiengruft für die ehemaligen Herren des Schlosses angebaut. Es ist ein sehr langgestreckter Bau, welcher fast die ganze Nordmauer der Kirche einnimmt. Ueber der Rundbogenthür befindet sich das Wappen der Herren v. Bose und der Familie Diemar mit der Jahreszahl 1697. An der Ostmauer der Kirche ein schmales, schlitzartiges Fenster, dessen Deckstein rundbogig ausgehöhlt ist.

Die Grabmäler der KircheIm Chorraum
Das künstlerisch bemerkenswertheste Grabmal befindet sich im Chorraum hinter dem Altar: das Grabmal des Hans v. Bose, † 1601, und seiner Frau Katharina, geborenen v. Bibra. † 1609. Es ist ein reicher Renaissanceaufbau von zwei canellirten römisch-dorischen Säulen, zwischen denen die beiden Verstorbenen, neben dem Crucifix knieend, in Lebensgrösse dargestellt sind. Beide Figuren sind fast in voller Rundung ausgeführt. Hans v. Bose trägt die Plattenrüstung, um den Hals den sorgfältig mit dem Bohrer gearbeiteten Mühlsteinkragen. In den Gesichtszügen der beiden Dahingeschiedenen erhebt sich der Bildhauer nur wenig über das Durchschnittskönnen seiner Zeit. Trefflich aber ist der ornamentale Schmuck. Die beiden Grabinschriften am Sockel sind mit gut gearbeitetem Rollwerk, dem sogenannten Beschlagmuster, umrahmt. An dem Schaft jeder der beiden Säulen sind sieben Wappenschilde angebracht, von denen auf der Seite der Frau einige Schilde leer gelassen sind. Die beiden Säulen tragen ein verkröpftes Gebälk mit Triglyphen und Metopen, deren Felder mit Stierschädeln und Rosetten ausgefüllt sind. Ueber diesem Gebälk steht zwischen zwei canellirten Säulen ein Relief, welches die Taufe Christi darstellt. Daneben sind noch vier andere Figuren dargestellt, unter denen besonders zwei allegorische weibliche Figuren mit Wappenschilden hervorzuheben sind. Wahrscheinlich hat das Grabmal mit diesem für eine Dorfkirche sehr umfangreichen Aufbau schon vor der im dreissigjährigen Kriege erfolgten Zerstörung der Kirche an dieser Stelle gestanden. Das Künstlerzeichen des Bildhauers befindet sich am Sockel des Denkmals, zwischen den beiden Umrahmungen der Grabschriften.

Grabstein für Liebert und Hedwig v. Bose in Ellingshausen

Ebenfalls im Chorraum, das Grabmal der Eva v. Herda. Im Rundbogen, oben die Inschrift: „Anno 1577 den 9. Oktobris ist in Got selich verschiden Eva von Herda deren Sele in Jhesu Christi selich rue. Amen.“  Am Fusse die Inschrift:

Das Grabmal scheint von demselben Meister I H von Meiningen ausgeführt zu sein, welcher eine Anzahl von Grabmälern in der Stadtkirche zu Meiningen, sowie in Bibra, Nordheim im Grabfeld und Ostheim ausgeführt hat.

Grabmal an der Nordseite:
Grabmal der Elisabeth v. Bose. Mit geflügelten Engelsköpfchen, den Wappenschilden von Bronsart v. Polentz, v. d. Gröben, v. Brand und der Inschrift: „Hier ruhet die weyland wohlgeborene Frau Fr. Elisabetha Bosin gebohrne von Bronsart. Ist gebohren den 9. Octob. 1661. Selig verschieden d. 1. Aug. 1695.“

Grabmal an der nördlichen Ecke der Chorwand neben der Kanzel:
Liebert Bose, Erbjuncker zue Ellingshausen † 1622
 und Hedwig Bosin, geborne von Liederbach. Umschrift in Langzeilen um das Reliefbild (Abbildung).

Grabmal an der Südwand:
Grabmal der Christine Elisabeth v. Bose, geborne Schrimpff v. Berg. Oben die Wappen: Schrimpff v. Berg, Gross v. Trockau, v. Bose-Schrimpff v. Berg, Herda, v. Seckendorf. Inschrift: Hier unter diesem Stein ruhet die hochedel gehohrene Frau Fr. Christina Elisabetha gebohrne Schrimpff v. Berg des Hoch Edelgeboh. Herrn H. Hansen, von Bose liebgewesene Eheliebste. Welche gehohren auff dem Ritterguth Helba d. 23. April 1608. Selig … storben d. 28. Oktob. 1687 ihres alters 79 Jahr 6. Mon. 5. Tag.
Grabmal des Hans v. Bose, geboren 1610, gestorben 1688. In der Mitte das Doppelwappen der Familien v. Bose und Schrimpff v. Berg. Unten die beiden Wappen v. Kolben und v. Hauen zu Hauen.

Quelle:
Georg Voss: „Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens“, Band: „Herzogthum Sachsen-Meiningen / Kreis Meiningen“,  S. 339ff, Jena 1909

Hinweis:
Der Text entspricht dem Forschungsstand von vor über 100 Jahren. Er ist daher z. T. veraltet oder durch neuere Erkenntnisse überholt.