Kirche

Die Glocken, ja sie haben uns gefehlt

Während des Festgottesdienstes am 1. Advent fand eine Weihe für drei neue Kirchenglocken statt — Zahlreiche Spenden

Ellingshausen

„Die Glocken, ja sie haben uns gefehlt, sie haben nicht mehr die Stunden gezählt … heute ist der Tag der drei Neuen, jetzt werden sie uns wieder täglich erfreuen.“ Die gereimten Gedanken, vorgetragen von Barbara Amthor, brachten es auf den Punkt, was die evangelische Kirchgemeinde Ellingshausen in den letzten Jahren bewegte.

Altbischof Roland Hoffmann hielt die Festpredigt zur Glockenweihe.

Nun haben sie es geschafft, drei neue bronzene Glocken hängen seit einer Woche im Glockenstuhl des Gotteshauses (auch der musste neu errichtet werden).

Bereits den Weg der Glocken, am Kranhaken hängend, hoch hinauf in den Kirchturm, hatten etliche Ellingshäuser mit verfolgt. Jetzt, am Sonntag des 1. Advent, waren die Kirchenbänke reichlich gefüllt, weil viele bei einem Festgottesdienst die feierliche Glockenweihe miterleben wollten. Jede der drei Glocken wurde dabei noch einmal vorgestellt, ehe sie erst einzeln und später als volles Geläut erklangen. Mit einem gesungenen Vater unser wurden sie hernach geweiht.

Neue Gebetsglocke

Pfarrer Max Ulrich Keßler aus Metzels, der anstelle des erkrankten Pfarrers Florian Freiberg den Gottesdienst leitete, konnte neben einigen Ehrengästen Altbischof Roland Hoffmann begrüßen, der auch die Festpredigt hielt. „Was wollen wir heute an die große Glocke hängen?“, fragte der Altbischof die versammelte Gemeinde. Jeder kenne wohl das Sprichwort, doch woher es komme, darüber mache sich kaum jemand Gedanken. Glockenwellen seien Trägerwellen, die in der Lage sind, das gesprochene Wort mit hinaus in die Welt, in die Ferne zu tragen. „Wir könnten heute an die große Glocke hängen: Christen beten. Denn das ist unser Markenzeichen.“ Täglich werde nun wieder die Gebetsglocke die Menschen zum Gebet auffordern. Und kranke Menschen warten schon auf den Klang der Gebetsglocke, denn sie wissen bei deren Läuten: „Jetzt beten viele Menschen, und einige vielleicht auch für mich.“ So wie jetzt die Ellingshäuser Gemeinde bete, dass ihr Pfarrer Florian Freiberg bald wieder gesund das Krankenhaus verlassen könne. Der Klang der drei neuen Glocken, so Roland Hoffmann, gebe dem Leben der Christen wieder Struktur, gebe dem Tag einen Rhythmus. Und jede der drei Glocken habe dabei eine ganz bestimmte Aufgabe. So zum Beispiel sei die mittlere die Gebetsglocke, die kleinste der drei die Tauf- und Sterbeglocke.

Mit einem gesungenen Vaterunser wurden die einzelnen Glocken in der Kirche geweiht.

Hoher Aufwand
Noch einmal wurde während des Festgottesdienstes an den Werdegang dieser Baumaßnahme erinnert, die nun mit der Glockenweihe ihren Abschluss fand. Bereits im Jahr 2006 waren die Schäden am Glockenstuhl entdeckt worden. Eine Notreparatur hatte nicht den erhofften Erfolg gebracht, so dass grundsätzlich gehandelt werden musste. 2007 wurden dann die ersten Angebote für drei neue Glocken eingeholt. Die bisherigen Eisenglocken waren im Jahr 1921 gegossen worden, mit einer vorhergesagten Lebensdauer von 80 Jahren, die ja nun schon um einige Jahre überschritten waren. Mehr als 30 000 Euro sollten laut Angebot die drei neuen Glocken kosten, nun aus Bronze gegossen. Dazu der neue Glockenstuhl, die grundhafte Sanierung des historischen Uhrwerks der Turmuhr (vermutlich noch vor 1750 gebaut), ein neues Zifferblatt für die Turmuhr, dazu ein paar kleinere Reparaturen am Schieferdach des Kirchturmes – schnell waren da 56 000 Euro an Gesamtkosten beisammen. Ein ehrgeiziges Unterfangen für eine 260-Seelen-Gemeinde, von der etwa die Hälfte der Kirchgemeinde angehören. Auch wenn rund 21 000 Euro an Fördermitteln, Zuschüssen und Spenden bereit gestellt worden sind – so kamen 4000 Euro vom Thüringer Landesamt für Denkmalpflege, 4000 Euro von der Klosterkammer, 5000 Euro vom Landratsamt, Untere Denkmalbehörde, 4800 Euro aus Lottomitteln, 1300 Euro von der Rhön-Rennsteig-Sparkasse und der Sparkassen-Kulturstiftung – mussten ja selbst noch 35 000 Euro aufgebracht werden. Enorm auch die private Spendenbereitschaft der Einwohner und Freunde und Gönner der Kirche – 13 215 Euro stehen da zu Buche. Auch künftig werde man auf diese Spendenbereitschaft angewiesen sein. Deshalb die dringende Bitte des Kirchenvorstandes, diese mit der Glockenweihe nicht einzustellen, denn noch müsse der Kredit abgezahlt werden, der in Höhe von 15 000 Euro aufgenommen werden musste zur Begleichung der Differenz. Die während des Festgottesdienstes zur Glockenweihe eingebrachte Kollekte in Höhe von 670 Euro zeigt, dass die Spendenbereitschaft weiter ungebrochen ist.

Dicht gefüllt waren die Kirchenbänke während des Festgottesdienstes zur Glockenweihe am ersten Adventssonntag in dem Gotteshaus der Gemeinde Ellingshausen.


Enge Gemeinschaft

Doch der größte Gewinn, so war während des Festgottesdienstes zu hören, sei nicht der materielle Zugewinn für das Gotteshaus, sondern dass die Mitglieder der Kirchgemeinde Ellingshausen durch dieses ehrgeizige Vorhaben enger zusammengerückt, mit dieser großen Aufgabe gewachsen sind.

Vor dem Festgottesdienst überreichte Rainer Irtel, Regionalleiter der Rhön-Rennsteig-Sparkasse, an Heidrun Mackowiak einen Spendenscheck in Höhe von 1300 Euro.

Quelle:
„FW Meininger Tageblatt“ vom 01.12.2009
Fotos (2): W. Swietek 

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