Kirche

Mit einem wohltuenden Dreiklang

Die Kirchgemeinde Ellingshausen erfüllte sich kurz vor Weihnachten einen lang gehegten Wunsch.

Ellingshausen
Golden glänzt es seit gestern früh hoch oben vom Turm der Ellingshäuser Kirche. Eine neue Wetterfahne und eine vergoldete Turmbekrönung leuchten aus luftiger Höhe. Doch die Kirche wurde um noch einiges andere reicher, so um drei neue bronzene Glocken.

Sie sind gestern früh zeitig mit gemischten Gefühlen losgefahren, die Mitarbeiter der Firma Thüringer Turmuhren & Glockenservice Steffen Willing aus Gräfenhain. Die orkanartigen Stürme, die von der See ins Landesinnere vorankamen, ließen nichts Gutes erwarten. Immerhin wollten die wagemutigen Männer in luftige Höhe hinauf, fast 50 Meter über dem Erdboden, um der Kirche von Ellingshausen eine neue Haube aufsetzen. Und da oben weht auch sonst ein anderes Lüftchen als unten, wo sich einige Ellingshäuser eingefunden hatten, um den langersehnten Augenblick nicht zu verpassen.

Als Erstes hatten sich die Männer gestern früh die Turmbekrönung vorgenommen. Um neun Uhr glänzte es bereits golden vom Dach.

Es sollte endlich wieder läuten von ihrem Kirchturm. Stille war eingezogen in der kleinen Gemeinde, als die drei Eisen-Glocken ihren Dienst nicht mehr versahen. Doch wie das so ist bei einem Gebäude, das mehrere Jahrhunderte auf dem Buckel hat, blieb es für die Kirchgemeinde nicht bei der Anschaffung von drei neuen Glocken. Je genauer die Projektanten hinsahen, desto mehr Schäden wurden sichtbar.

So musste für die drei neuen Glocken – nun aus Bronze – ein neuer Glockenstuhl gebaut werden. Die Turmuhr brauchte ein neues Zifferblatt, und auch das Uhrwerk – schon einiges vor 1750 gebaut – hatte eine grundhafte Sanierung nötig. Dass heute niemand mehr täglich die Stufen hochsteigen will, um das Uhrwerk aufzuziehen, wenn schon (erfreulicherweise) das historische Uhrwerk nicht durch ein elektrisches ersetzt worden ist, versteht sich von selbst. Wenigstens einen elektrischen Aufzug hat die Uhr erhalten. Und wenn Guntram Seyfarth aus Obermaßfeld schon einmal mit seinem großen Kran da ist, um die drei neuen Glocken hinauf zu hieven, da sah sich Steffen Willing mit seinen Mitarbeitern auch noch das Schieferdach genauer an. Kleine Schäden haben ja oft eine große Wirkung – zwei defekte Platten und das Wasser würde in den Dachstuhl laufen. Sie hatten das Glück des Tüchtigen, der Wettergott war ihnen hold. Er hatte die orkanartigen Stürme nicht über den Thüringer Wald nach Süden gelassen. Die Wetterfahne und die Turmbekrönung hatten die wagemutigen Männer bereits gegen neun Uhr angebracht, um zehn war auch das Zifferblatt montiert. Dann kamen die drei Glocken an die Reihe.

Ein neues Ziffernblatt für die Turmuhr der Ellingshäuser Kirche, gebaut worden ist sie vor dem Jahr 1750. Das historische Uhrwerk wurde aufwändig restauriert und im Original erhalten.

Weihe am 1. Advent
Jedes von ihnen ein kleines Kunstwerk. Die größte von ihnen wiegt allein 320 Kilogramm, ist 66 Zentimeter hoch und tägt als christliches Symbol ein Kreuz mit einer Weinranke. „Kommt her zu mir, alle die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“, steht auf ihr geschrieben. Die kleinere Schwester, „nur“ 178 Kilogramm schwer und 54 Zentimeter hoch, trägt die Inschrift „Herr ich hoffe auf dich, du bist mein Gott, meine Zeit steht in deinen Händen“. Und die ganz kleine, 41 Zentimeter hoch und 78 Kilogramm schwer, trägt den Spruch „Lasset die Kindlein zu mir kommen“ und auf ihrer Rückseite „Gott segne Ellingshausen“. Verewigt auf ihrem Werk haben sich zu Recht auch die Glockengießer. „Gegossen am 22. September 2009 in der Glockengießerei Rudolf Perner, Passau“ ist auf jeder der drei „lithurgischen Instrumente“, wie Kirchenglocken auch genannt werden, zu lesen.

Ehe sie vom Kran empor gehoben wurden, ließ Steffen Willing sie schon einmal erklingen, auch wenn er dazu den recht schweren Klöppel mit der Hand schwingen musste. Ein wohltönender Klang, der noch zu hören war, als sie schon lange am Kranhaken hingen.

Per Funk ist Stefan Willing (Mitte) mit Kranführer Guntram Seyfarth verbunden und lässt die Glocke zentimetergenau durch das Turmfenster der Kirche schweben.

Eine Investition von immerhin 56 000 Euro, die da in dieser Woche ihren Abschluss findet. Viele Einwohner, Freunde und Gönner der Kirche haben dafür gespendet. Zum ersten Advent werden die Glocken bei einem feierlichen Gottesdienst um 14 Uhr geweiht. Am Tag zuvor wird es noch ein Chorkonzert in der Kirche geben.

Quelle:
FW Meininger Tageblatt“ vom 20.11.2009
Fotos (3): W. Swietek

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